Zur Erinnerung: Als der Flugplatz Interlaken als Militärflugplatz ausgedient hatte, füllte sich das entstandene Vakuum mit einer fieberhaften Geschäftemacherei. Das Gelände wurde flugs zur motorlastigen Werbefläche für den hiesigen Tourismus umfunktioniert. Vom Truckertreffen über Automarken- und Motorradtreffen und den Automobilslalom bis zum Red Bull Air Race war alles vertreten, was Lärm macht, der Umwelt und dem Klima schadet, aber Geld einbringt und sich als Werbung verwenden lässt.

Ab 2005 versuchte Flugplatzinfos, durch Information ein wenig Übersichtlichkeit in das chaotische Treiben zu bringen. Und der wachsende Unmut in der Bevölkerung hatte zur Folge, dass klare Regeln eingeführt, die Verkehrslenkung optimiert und die Anzahl der Grossanlässe beschränkt wurden. So weit, so gut.

Seit dem vergangenen Wochenende sind wir nun aber wieder gleich weit wie Anfang der Nullerjahre. Was die «Vespa World Days 2023» der Region, der Umwelt und dem Klima zumuteten, war ein neuer Gipfel des Unsinns. Vier Tage lang fuhren Tausende von Vespas von morgens bis spät abends ohne jede Beschränkung kreuz und quer durch die Agglomeration und die Region.

Die Belästigung der Bevölkerung durch Mega-Events ist zwar ärgerlich. Viel gravierender sind aber deren Auswirkungen auf das Klima. Zwischen dem Tun oder Nichtstun in unserer Region und den weltweiten Dürren, Waldbränden, Gletscherschmelzen und Überschwemmungen besteht ein Zusammenhang. Flugplatzinfos weist seit bald zwanzig Jahren ohne viel Erfolg darauf hin. Wer vor allem am Wachstum der hiesigen Tourismusindustrie interessiert ist, ignoriert diesen Zusammenhang in der Regel. Braucht es auf dem Bödeli einige entschlossene Klimaaktivisten, damit die Verantwortlichen ihn endlich ernst nehmen?

Interlaken, Juni 2023