Ein Dammbruch

"FORMEL 1 DER LÜFTE"


Das Fliegerrennen Red Bull Air Race wird von Interlaken Tourismus am 15. Juli 2007 auf den Flugplatz Interlaken geholt. Man erwartet zu diesem Anlass der "Formel 1 der Lüfte" 80'000 bis 100'000 BesucherInnen, d.h. vier Mal so viel wie zum Greenfieldfestival. Auf Zürcher Verhältnisse übertragen würde das einer Street Parade mit 3 bis 4 Millionen BesucherInnen entsprechen.


WAS HEISST EINMALIG?


Sollte das Bundesamt für Ziviluftfahrt BAZL die Bewilligung für den Anlass schliesslich geben, so wäre das ein Dammbruch in der Geschichte der Grossanlässe auf dem Flugplatz Interlaken. Wenn die bewilligenden Behörden diesen Anlass nicht - wie man es hätte erwarten dürfen - mit einem klaren Nein verhindern, was haben wir dann in Zukunft zu gewärtigen? Die Veranstalter beteuern zwar, das Rennen sei und bleibe für Interlaken einmalig. Aber warum soll für Interlaken gelten, was für Perth, Budapest, Barcelona, Istanbul oder San Francisco gerade nicht gilt, wo das Rennen schon mehr als einmal durchgeführt wurde? Und wie möchten die bewilligenden Behörden nach einer erfolgreichen ersten Durchführung ein zweites Rennen verhindern, falls die Firma Red Bull Air Race GmbH auf ihren Entschluss zurückkäme und in Interlaken einen zweiten Air Race durchzuführen wünschte? Und schliesslich: Was tun Interlaken Tourismus und die Behörden, wenn von einem anderen Veranstalter ein ähnliches Angebot kommt?


SCHLIMMSTMÖGLICHE WENDUNG


Nach Friedrich Dürrenmatt ist eine Geschichte dann zu Ende gedacht, wenn sie ihre schlimmstmögliche Wendung genommen hat. So gesehen ist die Geschichte des Flugplatzes Interlaken wohl bald zu Ende gedacht. Wir wollten keinen Zivilflugplatz und freuten uns schon auf die "offene Allmend", die uns von der Projektorganisation in Aussicht gestellt wurde. Im Mitwirkungsbericht zum Nutzungs- und Infrastrukturrichtplan schreibt die Projektorganisation dazu (Seite 9): "Ob auf dem Gebiet tatsächlich etwas Visionäres entsteht, hängt nicht von der Planung, sondern von den Ideen der Menschen ab. Das gilt für das ganze Areal." Im Jahr des vierten Uno-Klimaberichts hätte man sich für dieses Areal wahrhaftig andere Visionen gewünscht als diejenigen der Marketingstrategen von Red Bull und Interlaken Tourismus.


DIE IDEEN DER MENSCHEN ZUM ZUGE KOMMEN LASSEN


Die Geschichte um den Red Bull Air Race führt einer breiten Oeffentlichkeit vor Augen, was sich auf dem Flugplatz seit Jahren fast unbemerkt abspielt: Das Gelände wird allmählich zum Eventpark umfunktioniert, vorzugsweise für immer mehr Grossanlässe mit sehr viel CO2-Ausstoss. Wer sich damit nicht abfinden möchte, wer erreichen möchte, dass bei der künftigen Nutzung des Flugplatzgeländes "die Ideen der Menschen" mehr als bisher zum Zuge kommen, kann mittel- und langfristig zusammen mit anderen einiges unternehmen. An Handlungsmöglichkeiten fehlt es nicht. Einstweilen wartet eine von Flugplatzinfos koordinierte Protestaktion auf möglichst viele Unterschriften.

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